Subkommission Quartär – Sitzung in Illmensee-Höchsten

Sedimentabfolge der Dietmanns-Formation in der Kiesgrube Bittelschieß (zwischen Krauchenwies und Bittelschieß) Foto: C. Hoselmann
Sedimentabfolge der Dietmanns-Formation in der Kiesgrube Bittelschieß (zwischen Krauchenwies und Bittelschieß) Foto: C. Hoselmann

Mitte Mai 2012 hat sich die Subkommission Quartär (SKQ) der Deutschen Stratigraphischen Kommission zu ihrer jährlichen Sitzung getroffen. Die Veranstaltung fand dieses Mal auf dem Höchsten (Gemeinde Illmensee, Baden-Württemberg) statt und wurde von Ulrike Wielandt-Schuster und Dietrich Ellwanger (beide Freiburg) organisiert. Zur Sitzung kamen 19 ordentliche und korrespondierende Mitglieder der SKQ sowie sieben Gäste. Die Sitzung wurde vom Vorsitzenden der SKQ Felix Bittmann (Wilhelmshaven) geleitet.

In der Einführung in die Quartärgeologie des Rheingletschergebiets fasst Herr Ellwanger das lithostratigraphische Konzept der Region zusammen (vgl. Gmit 45). Ausgang der Gliederung ist die Übertiefung der randalpinen Landschaft. Glaziale Haupteinheiten sind drei „unconformity-bounded units“, deren untere Grenzflächen jeweils mit subglazialer Übertiefung verknüpft sind. Diese lithostratigraphischen Einheiten (Dietmanns-Formation, Illmensee-Formation, Hasenweiler-Formation) sind im Glazial-Interglazial-Takt phasenverschoben im Vergleich zu den chronostratigraphischen Eiszeit-Stufen (Hoßkirch, Riss, Würm).

Neueste Ergebnisse von Forschungsaktivitäten zur Quartärstratigraphie werden in verschiedenen Kurzberichten vorgestellt. Über die Quartärstratigraphie in Bayern berichtet Ernst Krömer (Hof) in seinem Vortrag. Schwerpunkt seiner Betrachtungen sind Beispiele zur Terrassenstratigraphie aus der proximalen Iller-Lech-Platte sowie der distalen Terrassenstratigraphie im Donau-Isar-Hügelland. Frank Preusser (Stockholm) berichtet in Vertretung für Hans Rudolf Graf (Gächlingen, Schweiz) über die Stratigraphie der glazifluvialen Schotter der Nordschweiz. In einem weiteren Beitrag informiert Herr Preusser über den Antrag „Drilling Overdeepened Alpine Valleys“, der von Projektpartnern in der Schweiz, Slowenien, Deutschland, Schweden, Italien und Österreich bei ICDP eingereicht worden ist. Nach Bewilligung sollen in einem ersten Workshop in 2013 etwa 10 bis 20 Bohrungen vorbereitet werden. Einige Fragestellungen des Projektantrags beziehen sich auf die Vergletscherungsgeschichte, Paläoklimarekonstruktion, Verteilung und Geometrie der übertieften alpinen Täler sowie zukünftige Übertiefungen. Über „Micromorphology as a tool in Stratigraphic Interpretation“ berichtet John Menzies (St. Catherines, Kanada) in seinem Vortrag. Die Untersuchungsergebnisse beziehen sich auf das Profil Lichtenegg (Oberschwaben) sowie auf die Forschungsbohrungen Heidelberg und Ludwigshafen im Heidelberger Becken. Stefan Wansa (Halle/Saale) stellt in einem Beitrag verschiedene Gliederungen der Weichsel-Kaltzeit vor, da derzeit der Symbolschlüssel Geologie bei einigen Staatlichen Geologischen Diensten überarbeitet wird. Ziel ist eine Vereinheitlichung der Nomenklatur der Chrono- und Klimatostratigraphie. Ein Bericht zum Thema „Hochauflösende Korngrößenanalytik und Aminosäuren-Geochronologie als moderne Werkzeuge für quartärstratigraphische Fragestellungen“ erfolgt durch Björn Machalett (Berlin). Andreas Schwab und Stefan Maiershofer (beide PH Weingarten) stellen verschiedene virtuelle Lernmodule zum Thema Quartärgeologie für die Lehrerausbildung im Fach Physische Geographie vor. Die Lernmodule „Auf den Spuren der Eiszeiten“ stellen die chronostratigraphische Gliederung des Rheingletschergebiets (Hoßkirch, Riss, Würm) dar (www.oberschwaben-portal.de). Der letzte Vortrag des Tages beschäftigt sich mit dem Mensch-Umwelt-Verhältnis an der Wende Spätglazial/Frühholozän in Tirol. Dieter Schäfer (Innsbruck) stellt Ergebnisse der interdisziplinären Forschungen am mesolithischen Fundplatz Ullafelsen (Fotschertal, Österreich) vor (www.hochgebirgsarchaeologie.at).

Im Rahmen der Kommissionssitzung werden unter anderem die Stratigraphische Tabelle von Deutschland Kompakt, die Webseite der SKQ sowie der Stand des Lithostratigraphischen Lexikons (LithoLex) diskutiert. Insgesamt sind bisher 53 Begriffe definiert und in das LithoLex gestellt. Herr Wansa erläutert dazu die künftigen Schwerpunkte der Arbeiten am LithoLex. Die Mitglieder beschließen weiterhin die Gründung einer „Arbeitsgruppe Löss“, um in diesem Themenfeld zeitnah zu abgestimmten lithostratigraphischen Definitionen zu kommen.

Am zweiten Tag der Sitzung werden einige Schlüsselstellen der Quartärgeologie des Rheingletschergebietes besucht:

Dietrich Ellwanger (Freiburg) & Christian Hoselmann (Wiesbaden)