Jubiläumsexkursion zum 80. Geburtstag von Prof Dr. Dr. h.c. Arno Semmel

Arno Semmel feierte am 5.8.2009 seinen 80. Geburtstag. Aus diesem Anlass fand eine viertägige Jubiläumsexkursion mit Arno Semmel als Ehrengast vom 5.10. – 8.10.2009statt, die unter der Leitung von Jürgen Heinrich und Heinrich Thiemeyer

von Mitarbeitern und Studierenden der Geographischen Institute der Universitäten in Leipzig und Frankfurt am Main ausgerichtet wurde. Mit dieser Exkursion wurde der Geomorphologe und Bodengeograph, Lehrer und Kollege Arno Semmel, der einen großen Teil seines Lebens forschend „im Gelände“ verbracht hat, und der die deutsche Geomorphologie maßgeblich geprägt hat, von Schülern und deren Schülern gewürdigt. Die Geländearbeit nimmt bei Arno Semmel einen hohen Stellenwert ein, in seiner eigenen Forschung wie in der Wissensvermittlung. Was wäre an Stelle eines sonst üblichen Festkolloquiums treffender gewesen, als eine Hommage auf den akademischen Lehrer ebendort im Gelände stattfinden zu lassen. Im Fokus der Exkursion stand die Erforschung des oberflächennahen Untergrundes, ein Thema, mit dem Arno Semmel sich nunmehr schon seit über 50 Jahren beschäftigt. Die vorgestellten Geländebefunde präsentierten neue Erkenntnisse (dem Verlauf der Exkursion folgend) aus Hessen, Bayern, Thüringen und Sachsen. Schwerpunkte bilden zwei Dissertationsprojekte sowie Standorte, die in jüngeren Forschungsprojekten oder in der Studierendenausbildung an den Instituten in Frankfurt am Main und in Leipzig eine Rolle spielen.

Die anregenden Diskussionen im Gelände zeigten, dass der Themenkomplex noch immer aktuell ist. In den letzten Jahrzehnten wurden neue Methoden entwickelt bzw. angewendet und auf das altbewährte Schema bezogen, das sich überwiegend des Analogieschlusses bedient. Zunehmend lassen sich jedoch zahlreiche Einzeluntersuchungen nicht mehr in das vergleichsweise einfache Schema (vgl. AG Boden 2005) einpassen. Somit blieb die Erkenntnis nicht aus, dass Forschungsergebnisse aus verschiedenen Regionen Deutschlands hinsichtlich des Modells der Deckschichtengenese nicht immer zur Deckung gebracht werden können. Offene Fragen bei der Erforschung der Deckschichten betreffen z. B. die im Periglazialraum sicher vorhandene Landschaftsdiversität, die eine Varianz neu gebildeter Lagen zur Folge hat, aus der sich Parallelisierungsprobleme ergeben können, die Alterseinstufung der periglaziären Lagen, das noch nicht geklärte Phänomen der Schicht-Horizont-Koinzidenzen, das Vorkommen so genannter „Phäno-Parabraunerden“, Erkenntnisdefizite hinsichtlich der Formung und Überformung der Hauptlage, deren relativ gleichmäßige Mächtigkeit bis hin zur holozänen pedogenen Überprägung.

Dass Arno Semmel die Exkursion genossen hat, ebenso wie die Teilnehmer, ließ sich an den zahlreichen Diskussionen und Gesprächen ablesen, die auch nach ausgefüllten Geländetagen noch bei etlichen Glas Wein bis in die späten Abende hinein geführt wurden.

Heinrich Thiemeyer, Frankfurt a. M.

 

 

Foto: Arno Semmel (Foto: Andre Kirchner)