Preise verliehen

Ehrungen und Preisverleihungen anlässlich der DEUQUA Tagung in Wien

Es wurden zwei Albrecht-Penck-Medaillen für hervorragende Verdienste um die Quartärforschung sowie  zwei Woldstedt-Preise im Rahmen der Nachwuchsförderung verliehen.

Hon.-Prof. Dr. Hermann Jerz
Hermann Jerz ist nach seinem Studium in München und dem Abschluss seiner Dissertation über die Raibler Schichten 1964 in den Dienst beim Geologischen Landesamt Bayern eingetreten, an dem er bis zu seiner Pensionierung 1998 tätig war. Zunächst mit der bodenkundlichen Kartierung befasst, wechselte er in den 80er Jahren in den Bereich Quartärforschung. Viele bodenkundliche und geologische Karten und einige Sonderkarten sowie vor allem auch deren Erläuterungen tragen seine Handschrift.
Daneben schrieb er weitere Publikationen und beschäftigte sich vor allem mit quartärstratigraphischen Fragestellungen im Alpenvorland.
Dieses Interesse spiegelt sich auch in seinen wissenschaftlichen Tätigkeiten außerhalb seiner eigentlichen engeren Dienstverpflichtungen wider: Von 1981 bis 1987 war er Sekretär der Deutschen Subkommission für Quartärstratigraphie und von 1982 bis 1991 Sekretär der INQUA-Subkommission für Europäische Quartärstratigraphie (SEQS).
Im Rahmen dieser Aktivitäten entstand dann 1983 eine denkwürdige internationale Exkursions-Tagung der SEQS, die länderübergreifend in Bayern und Österreich stattfand. Sie diente der Festlegung von quartären Typlokalitäten und die Ergebnisse mündeten in die Publikation in Eiszeitalter und Gegenwart 35(1984) von Chaline, J. und Jerz, H: Stratotypen des Würm-Glazials. Damit hat Hermann Jerz ganz maßgeblich zur stratigraphischen Forschung beigetragen, ebenso wie mit seiner Publikation zum Interglazial am Samerberg (Jerz et al. 1979, Geologica Bavaria).
Neben diesen Aktivitäten nahm er auch die Verbreitung dieses Wissens als eine Herausforderung an, indem er seit 1978 an der Universität Augsburg – in der Geographie - lehrte und 1993 eine Honorarprofessur erhielt.
Ergebnisse und Erkenntnisse aus seiner Kartierarbeit und seinen wissenschaftlichen Forschungen zum bayerischen Alpenraum und seinem Vorland flossen zunächst in das Kapitel über Bayern in dem von Benda zum INQUA-Kongress 1995 in Berlin herausgegebenen Band „Das Quartär von Deutschland“ ein, dann in das umfangreiche Werk „Das Eiszeitalter in Bayern“ (1993), das Fachwissenschaftlern und Studierenden gleichermaßen als Lektüre dient und geschätzt wird.
Auch heute ist Hermann Jerz noch aktiv mit Vorträgen und Exkursionen, sei es mit Fachpublikum oder mit interessierten Laien.
Der DEUQUA war er stets verbunden und er hat an zahlreichen Tagungen mitgewirkt, ebenso wie natürlich in der alpinen Arbeitsgruppe AGAQ.
Für seine vielfältigen Verdienste um die Quartärforschung in Süddeutschland und die Verbreitung der Ergebnisse auf internationaler Ebene dankt ihm die DEUQUA mit der Verleihung der Albrecht-Penck-Medaille.

 

Univ.-Prof. Dr. Dirk van Husen
Bereits in seiner Dissertation 1977 schrieb Dirk van Husen zu quartären Sedimenten im Trauntal. Das Quartär der Alpen war auch nach seinem Studium weiterhin das seine Forschungen beherrschende Thema. Neben seiner beruflichen Tätigkeit im Bereich der Baugrundgeologie an der TU Wien, widmete er sich intensiv der Quartärgeologie und -stratigraphie sowie auch der Lockergesteinsmechanik. Vorlesungen zum Quartär hielt er außerdem über viele Jahre an den Universitäten Salzburg, Graz und Innsbruck. Es fällt vor allem bei der Betrachtung der Geologischen Karten von Österreich auf, dass Dirk van Husen für sehr viele Kartenblätter das Quartär kartiert hat. Dieser Aufgabe ist er über Jahrzehnte mit großer Systematik nachgegangen.
Resultate aus zahlreichen Bohrungen ergaben eine in Eiszeitalter und Gegenwart (1979) publizierte, viel gelesene Arbeit zu den Übertiefungen in den alpinen Tälern.
Ein vor allem, aber nicht nur, in der Lehre vielfach eingesetztes Werk ist die Karte zur Vereisung der Ostalpen, die wegen ihrer großen Anschaulichkeit in vielen populärwissenschaftlichen Arbeiten und auch auf Schautafeln verwendet wird. Weitere Arbeiten befassen sich mit dem generellen Problem des schnellen Eisaufbaus hin zur Vorlandvergletscherung, dem raschen Abschmelzgeschehen und mit den spätglazialen Gletscherständen in den Alpen.
Sein weiteres Interesse gilt den Massenbewegungen, zu denen ebenfalls zahlreiche Publikationen erschienen sind; im Anschluss an die DEUQUA Tagung 2008 in Wien wurden die neuesten Untersuchungen zu dem Thema im Wildspitzgebiet während der Exkursion vorgeführt.
Darüber hinaus hat Dirk van Husen an der populärwissenschaftlichen Verbreitung der wissenschaftlichen Erkenntnisse mit Broschüren, Tafeln im Gelände und Vorträgen herausragende Arbeit geleistet. Zahlreich waren die Exkursionen, die er in den Ostalpen für Fachwissenschaftler, Studenten und interessierte Laien geführt hat.
Von 1986 bis 2002 war er als Mitglied aus Österreich im DEUQUA-Vorstand, hat als Vizepräsident (1994-98) die Planungs- und Durchführungsphase des INQUA-Kongresses 1995 in Berlin mit begleitet und 1996 eine DEUQUA-Tagung in Gmunden ausgerichtet. Als Vertreter Österreichs saß er viele Male im International Council der INQUA und er war als Regional Editor für Europa für Quaternary International tätig.
Als Dank und Anerkennung für seine bereichernden Arbeiten in der Quartärforschung und seine internationalen Aktivitäten wurde Dirk van Husen die Albrecht-Penck-Medaille verliehen.

Die Ehrenmitgliedschaft der DEUQUA erhielt Prof. Dr. Wolfgang Schirmer.
Die wissenschaftlichen Hauptinteressengebiete von Wolfgang Schirmer kann man anhand der sehr umfangreichen Publikationsliste wohl wie folgt umreißen:

  • Flussgeschichte des Rheins und seiner Nebenflüsse, vornehmlich des Mains
  • Löss und Paläoböden
  • Prähistorie

Zu diesen Themenfelder ist Wolfgang Schirmer auch heute noch als Hochschullehrer im Ruhestand mit zahlreichen Vorträgen und Publikationen aktiv.
Für das Jahr 1990 war in Düsseldorf eine DEUQUA-Tagung geplant und im Vorfeld wusste noch niemand, dass im November 1989 die Mauer fallen würde. Am 1. Juli 1990 kam die Währungsunion und es gab ein überwältigendes Interesse der Kollegen aus der DDR – einige von Ihnen sogar ehemals DEUQUA-Mitglieder, deren Mitgliedschaft man wegen der widrigen politischen Rahmenbedingungen dann hatte ruhen lassen – an einer Teilnahme an der Düsseldorfer DEUQUA. Das stellte den Organisator Wolfgang Schirmer vor große Probleme, die er aber sowohl in organisatorischer als auch finanzieller Hinsicht mit Bravour meisterte. Es war ein herzliches Willkommen für die Kollegen und es konnten auch alle an der herrlichen abendlichen Rheinfahrt teilnehmen.
Im Zusammenhang mit der Tagung wurde ein umfangreicher Exkursionsband zur „Rheingeschichte zwischen Mosel und Maas“ publiziert, der auch längere Zeit ein Verkaufsschlager über die DEUQUA-Geschäftsstelle war.
Wolfgang Schirmer wurde dann mit der Aufgabe betraut, als Herausgeber für die vier Exkursionsbände und ein Addendum für die Exkursionen des INQUA-Kongresses 1995 zu fungieren, Bände, die übrigens auch noch längere Zeit aus dem Ausland angefragt worden sind.
Von 1998 bis 2002 war er Präsident der DEUQUA; in seine Amtszeit fällt die Entscheidung, unsere Mitteilungen in GMIT an unsere Mitglieder regelmäßig weiterzugeben. Während seiner Präsidentschaft führte er auch eine Symposiums-Exkursion zu äolischen Formen durch, die grenzübergreifend in Deutschland und Polen stattfand und deren Ergebnisse in dem von Schirmer herausgegeben Band von GeoArchaeoRhein (1999): Dunes and fossil soils, zusammengefasst wurden.
Für langjähriges und vielfältiges Engagement im Rahmen der DEUQUA und seine wissenschaftlichen Verdienste wurde Wolfgang Schirmer die Ehrenmitgliedschaft verliehen.

 

Es wurden zwei Woldstedt-Preise im Rahmen der Nachwuchsförderung verliehen.


Dr. Sebastian Lorenz, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Ausgezeichnet wurde Sebastian Lorenz für die Dissertation: Die spätpleistozäne und holozäne Gewässernetzentwicklung im Bereich der Pommerschen Haupteisrandlage Mecklenburgs. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung des hydrologischen Systems innerhalb der Seenlandschaft der Pommerschen Eisrandlage entlang der Flüsse Mildenitz und Nebel im westlichen Mecklenburg-Vorpommern. Schwerpunktmäßig wurden dabei drei Seen untersucht. Zunächst werden quartärgeologische Grundlagen umfassend vorgestellt und anschließend die klimatischen und anthropogenen Beeinflussungen auf die Seesedimente im Untersuchungsgebiet. Detailkartierungen, Bohrungen, Grabungen und Laborarbeiten sind Eigenleistungen, eingebunden in die Auswertung werden Pollenanalysen, Diatomeenbestimmungen und Radiokarbondaten. Die Darstellungen und Diskussionen werden durch anschauliche Karten und Profile unterstützt, die in eine Darstellung der Modellvorstellung zur morphologischen Gewässerentwicklung einmünden.
Die methodische Vielseitigkeit bei Gelände- und Laborarbeiten, die gründliche Auswertung historischer Quellen und Karten sowie die Auswertung zahlreicher paläoökologischer und archäologischer Arbeiten zeigt, dass der Autor in den Nebengebieten und der Literatur sehr bewandert ist und damit eine sehr gute Zusammenstellung und Synthese erzielt.

 

Dr. Volker Reinecke
Ausgezeichnet wurde Volker Reinecke für die Dissertation: Untersuchungen zur jungpleistozänen Reliefentwicklung und Morphodynamik im nördlichen Harzvorland.
Volker Reinecke hat in einem seit langem „klassischen“ Untersuchungsgebiet, dem nördlichen Harzvorland, gearbeitet, in dem bereits mehrere Forschergenerationen tätig waren. Er musste deshalb unter Einsatz moderner Gelände- und Labormethoden einen erheblichen Aufwand erbringen, um den bisherigen Kenntnisstand deutlich zu verbessern.
In der Arbeit werden glaziale und periglaziale Sedimente am Harznordrand sedimentologisch erfasst und stratigraphisch eingeordnet. Dazu gehören vornehmlich autochthone Terrassenschüttungen der Flüsse und ihre Verknüpfungen mit den glazialen und glazigenen Sedimenten des Inlandeises sowie Löss und periglaziäre Sedimente.
Umfangreiche Geländearbeiten und Kritikfähigkeit waren notwendig, um einen in sich stimmigen Ablauf der Entwicklung im Harzvorland vom Elster- bis zum Weichsel-Glazial differenziert darzustellen. Die Untersuchung der Nassböden in Lössen ermöglicht nunmehr Parallelen zu anderen Lössgebieten. Der periglaziale Formenschatz wird ebenfalls unter neuen Erkenntnissen der modernen Forschung gedeutet und bietet einen Erkenntnisfortschritt. Wegen der Einbindungsmöglichkeiten in Forschungen aus anderen Regionen hat die Arbeit nicht nur regionale Ergebnisse geliefert, sondern ist auch von überregionaler Bedeutung.

Margot Böse, Berlin