Matthias R. Krbetschek 1956-2012

Am 15. Oktober 2012 verstarb unser lieber Freund und Kollege Matthias Krbetschek nach längerer Krankheit zu Hause in Freiberg/Sachsen.

Matthias R. Krbetschek wurde am 22. März 1956 in Frankenberg (DDR) geboren. Nach Erwerb der allgemeinen Hochschulreife (Beruf des Fahrzeugschlossers mit Abitur) studierte Matthias das Fach Geologie an der Bergakademie Freiberg und schloss sein Diplom 1982 mit einer Arbeit zum Thema „Lagerstätten, paragenetische Bearbeitung des NW-Feldes der Zinnerzlagerstätte Ehrenfriedersdorf/Erzgebirge“ ab. Anschließend arbeitete Matthias fünf Jahre als Geologe beim VEB Braunkohlenkombinat Senftenberg und entwickelte sein Interesse für Quartärstratigraphie und Geochronologie, was ihn bewog, für eine Doktorarbeit an die Bergakademie zurückzukehren. Im Rahmen des Projekts „Beiträge zur Umwelt- und Klimaforschung mittels natürlicher Radioaktivität und Geochronologie“ baute er dort das erste Lumineszenzdatierungslabor der früheren DDR am Institut für Angewandte Physik mit Mitteln der Sächsischen Akademie der Wissenschaften (SAW) auf. Seine Arbeiten begann Matthias mit einem Forschungsaufenthalt im Labor der Estnischen Akademie der Wissenschaften bei Prof. Galina Hütt in Tallin und datierte Sedimentablagerungen in Ostdeutschland mittels Lumineszenz.

Unmittelbar nach der Wiedervereinigung suchte Matthias bereits im Frühjahr 1990 den Kontakt zu internationalen und westdeutschen Kollegen, vor allem zur Forschungsstelle Archäometrie der Heidelberger Akademie der Wissenschaften am MPI für Kernphysik in Heidelberg. Es entwickelte sich eine intensive Zusammenarbeit innerhalb eines Projekts zur Lumineszenzspektrometrie im Rahmen der BMBF-Förderung „Neue Technologien in den Geisteswissenschaften“. Die regelmäßig stattfindenden Treffen dieser beiden Lumineszenzgruppen entwickelten sich zur jährlich stattfindenden Tagung Deutsche Lumineszenz- und ESR-Datierung. Viele Freundschaften mit Matthias wurden auf deren traditioneller Wanderung bei Wind und Wetter geschlossen.

Das SAW Projekt wurde 1993 diversifiziert und erhielt eine Langzeitfinanzierung unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Lothar Eißmann, wobei der Arbeitsbereich „Quartäre Geochronologie“ von Matthias geleitet wurde. 1995 promovierte er zum Dr. rer. nat. an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg mit dem Thema „Lumineszenz-Datierung quartärer Sedimente Mittel-, Ost- und Nordostdeutschlands“.

Matthias’ Interessen waren weit gefächert und seine grundlegenden Kenntnisse in Physik waren nicht nur für seine eigenen Arbeiten essentiell, sondern auch für so manche Kollegen, mit denen er sein Wissen immer gerne teilte. Ein Schwerpunkt seiner Arbeiten lag in der Grundlagenforschung zu Lumineszenzemissionen verschiedenster Materialien, aber auch zu dosimetrischen Fragestellungen von radioaktiven Ungleichgewichten, der Entwicklung von Datierungstechniken und -methoden. Die Anwendung dieser Methoden brachte Feldforschungen in aller Welt mit sich, mit Schwerpunkten zu pleistozänen Eisrandlagen in Deutschland, Russland, Kamtschatka, dem Lena-Delta und vielen weiteren Lokalitäten, die er oft in Zusammenarbeit mit renommierten Forschungsinstitutionen wie zum Beispiel dem Alfred-Wegener-Institut durchführte. Seine Arbeiten zum Alter europäischer Interglaziale und kaltzeitlicher Eisvorstöße sind grundlegend. Von besonderem Interesse für Matthias war die Verbindung dieser Arbeiten zu archäologischen und paläoanthropologischen Fundstellen. Besonders hervorzuheben ist die Entwicklung der Infrarot-Radiofluoreszenzdatierung (IR-RF), die im Rahmen eines BMBF Forschungsprojekts zur Radiolumineszenz in der Archäochronometrie und Geoarchäologie mit mehreren Dissertationen unter Matthias‘ Führung erfolgte. Bis heute ist das Freiberger Labor das einzige, welches erfolgreich diese Art der Datierung angewendet hat.

Matthias außergewöhnlicher wissenschaftlicher Erfolg ist in über 80 wissenschaftlichen Publikationen dokumentiert. Vermisst werden wird er aber vor allem aufgrund seiner großartigen Persönlichkeit als offener und freundlicher Mensch, der jedem prinzipiell positiv entgegen trat. Matthias war immer hilfsbereit und hat seine Kenntnisse gerne geteilt. Er war kein Mensch von großen Worten, er wählte diese eher mit Bedacht, was sowohl den wissenschaftlichen als auch den persönlichen Diskussionen mit ihm eine besondere Wertigkeit gegeben hat.

Nach Auslaufen der Förderung durch die SAW arbeitete Matthias 2011 für die Firma Freiberg Instruments und verwirklichte seine Innovationsfreude mit der Entwicklung eines neuen Lumineszenzmessgeräts – lexsyg. Er erkrankte während dieser Zeit und konnte 2012 seine neue Arbeitsstelle in Freiberg für das Dresdner Senckenberg-Museum für Mineralogie und Geologie nicht mehr aufnehmen.

Matthias bleibt bei allen die ihn kannten als ein herausragender Kollege in Erinnerung und bei vielen auch als lieber Freund.

Daniel Richter & Ludwig Zöller (Bayreuth)