Subkommission Quartär – Sitzung in Bad Freienwalde

Christopher Lüthgens erläutert bei Althüttendorf die Sanderablagerungen der Pommerschen Eisrandlage. Foto: C. Hoselmann
Christopher Lüthgens erläutert bei Althüttendorf die Sanderablagerungen der Pommerschen Eisrandlage. Foto: C. Hoselmann

Mitte April 2013 hat sich die Subkommission Quartär (SKQ) der Deutschen Stratigraphischen Kommission zu ihrer jährlichen Sitzung in Bad Freienwalde rund 70 km nordöstlich von Berlin getroffen. Die Sitzung wurde von Margot Böse (Berlin) und Christopher Lüthgens (Wien) organisiert. 19 Mitglieder der SKQ haben an dem zweitägigen Treffen teilgenommen. Die Sitzung leitete der Vorsitzende der SKQ Felix Bittmann (Wilhelmshaven), der über die Arbeiten der Kommission berichtete. Christian Hoselmann (Wiesbaden) stellte den Stand zum Lithostratigraphischen Lexikon (LithoLex) vor, in dem zwischenzeitlich 58 quartäre Datensätze enthalten sind (www.bgr.de/app/litholex). Michael Weidenfeller (Mainz) erläuterte zwei neue Definitionen aus dem Mittelrheingebiet: die Mittelrhein-Mittelterrassen- und -Niederterrassen-Formation. Diese wurden zur Aufnahme im LithoLex freigegeben und sind zwischenzeitlich auch online verfügbar.

In einem Kurzvortrag berichtete Herr Bittmann über den Stand der Anthropozän-Diskussion. International ist in die Anthropozän-Frage Bewegung gekommen, da die „Subcommission on Quaternary Stratigraphy“ eine Arbeitsgruppe mit dem Titel „What is the 'Anthropocene'? - current definition and status“ eingerichtet hat. Ergebnisse der Arbeitsgruppe sollen bis 2016 vorliegen.

Stefan Wansa (Halle/Saale) erläuterte die aktualisierte Tabelle zur Gliederung der Weichsel-Kaltzeit. An diese Vorstellung schloss sich eine ausführliche Diskussion an. Die vorgestellte Untergliederung der Weichsel-Kaltzeit soll als Vorschlag bestehen bleiben und neue Ergebnisse berücksichtigen. Weiterhin stellte Herr Wansa die Forschungsbohrung im Ummendorfer Kessel (Sachsen-Anhalt) vor, bei der eine gut 70 m tiefe Kernbohrung quartäre Sedimente bis zur Basis der Elster-Grundmoräne erbohrt hat. Verschiedene geologische sowie geophysikalische Untersuchungen an den Kernen werden folgen. Daniel Richter (Bayreuth) präsentierte in einem Zwischenbericht erste Ergebnisse des DFG Projekts „Chronologie und Geomorphologie des mitteleuropäischen quartären Vulkanismus – pulsierende Hot Spot-Finger“ und zeigte erste Ergebnisse von Lumineszenzdatierungen aus dem Gebiet der Osteifel. Ein Projekt zu 10Be-Expositionsdatierungen von Großgeschieben im Bereich des Pommerschen Eisvorstoßes stellte Andreas Börner (Güstrow) vor. Die Deglaziationszeit der Pommerschen Eisrandlage wird mit 17,5-18 ka angegeben. Nun soll noch die Deglaziationszeit der Brandenburger und Frankfurter Eisrandlage in Mecklenburg-Vorpommern datiert werden. Herr Börner teilte mit, dass neue Berechnungen der Produktionsraten von 10Be eine Erhöhung der Alter von rund 10 % zur Folge haben.

Am zweiten Tag der SKQ-Sitzung führten Margot Böse und Christopher Lüthgens die Teilnehmer in drei Aufschlüsse zwischen der Frankfurter und Pommerschen Eisrandlage. Die Exkursionspunkte wurden auch detailliert in der Arbeit „Exkursion C – Ice marginal positions of the Last Glacial Maximum (LGM) in north-eastern Germany“ beschrieben, die als PDF kostenlos im Internet bezogen werden kann (www.geozon.info/publikationen/b%C3%BCcher).

Am ersten Exkursionspunkt bei Vevais am westlichen Rand des Oderbruchs – rund 15 km südlich von Bad Freienwalde – erläuterte Herr Lüthgens die Eisrandlagen im Weichselvereisungsgebiet NE-Deutschlands. Im Aufschluss stehen limnisch bis fluviatil-glazifluviatile Schluffe und Sande des Saale-Komplex an, auf denen mehrere Meter mächtige limnische Sedimente mit Seekreiden aus der Eem-Warmzeit folgen. Im Hangenden sind weichselzeitliche glazifluviatile-fluviatile Ablagerungen aufgeschlossen.

Im Kies- und Sandabbaubetrieb östlich von Althüttendorf sind derzeit die Sanderablagerungen der deutlich geschichteten Sande und kiesigen Sande der Pommerschen Eisrandlage aufgeschlossen. Die hangenden Schichten sind nur teilweise zu beobachten; im oberen Teil des Profils mit laminierten Schluffen und Tonen sind häufig Kryoturbationserscheinungen zu erkennen. Der letzte Halt der Exkursion war der Aufschluss Macherslust am östlichen Stadtrand von Eberswalde am nördlichen Rand des Eberswalder Urstromtals. Aufgeschlossen sind hier gut drei Meter mächtige, laminierte glazilakustrine Schluffe und Tone, die zum Teil durch subaquatische Rutschungen gestört sind. Die Datierungen mittels OSL ergaben ein Akkumulationsalter von rund 15 ka.
Die nächste SKQ-Sitzung wird vom 8.-9. Mai 2014 in Bad Hönningen (Rheinland-Pfalz) stattfinden.

Christian Hoselmann (Wiesbaden)