Norddeutsche Geologen trafen sich in Krefeld

Briefmarke des Geologischen Dienstes NRW Abbildung: GD NRW
Briefmarke des Geologischen Dienstes NRW Abbildung: GD NRW

Der Geologische Dienst Nordrhein-Westfalen war vom 21. bis 23. Mai Treffpunkt von über 100 Experten aus vielen geowissenschaftlichen Forschungszweigen. Sie kamen zur 78. Tagung Norddeutscher Geologen in den Geologischen Dienst nach Krefeld, um sich über die praxisrelevanten Fragen und aktuellen Bezüge innerhalb der Geowissenschaften auszutauschen. Seit vielen Jahren steigt der Bedarf an Daten oder Stellungnahmen. Das verdeutlichen die Diskussionsbegriffe Fracking, Endlagerung, Trassenplanung, alternative Energien, unterirdische Raumplanung und Schlichtungsstellen. Der länder- und fachgebietsübergreifende Expertenaustausch ist eine wichtige Grundlage und Fortbildung, die vielen Pressemeldungen zu bewerten.

Die Tagungsleitung hatte ein Programm mit Vorträgen, Posterausstellung und wissenschaftlichen Exkursionen zusammengestellt, das von modernen Verfahren der Datenerhebung und -darstellung bis hin zu aktuellen Geothemen reichte.

Der erste Themenblock widmete sich der Kartierung. Die Datenerhebung von unterschiedlichen Gesteinen und Böden in NRW ist die Basis für analoge und digitale Produkte. Die gute methodische Arbeit bleibt im Gelände auch im Computer-Zeitalter unentbehrlich. Fortentwickelte Methoden liefern die unverzichtbaren Basisdaten für die Computerauswertungen.

Einen entsprechend breiten Raum nahm daher auch die dreidimensionale Konstruktion des geologischen Untergrundes am PC ein. 3D-Modelle machen das räumliche Gefüge der verschiedenen Gesteinsschichten und der tektonischen Elemente verständlicher. Geologen leiten zum Beispiel Entstehungsprozesse ab oder können die im Untergrund ablaufenden Szenarien bewerten. Mittlerweile haben die 3D-Modelle eine große wirtschaftliche Bedeutung. Die Fachleute nutzen sie bei der Suche nach alternativen Energien, wichtigen Rohstoffen oder nach Grundwasser. Die mögliche Ausbreitung von Schadstoffen im Untergrund kann mit Hilfe der Modelle vermindert werden und zu Lösungen beitragen.

Die Teilnehmer erfuhren auch Neues über die regionale Geologie Niedersachsens, Schleswig-Holsteins und Nordrhein-Westfalens – eine Reise durch 385 Millionen Jahre Erdgeschichte, von den Ablagerungen des jüngsten Eiszeitalters bis zum Massenkalk der Devon-Zeit.

Ein Highlight war die vom Geologischen Dienst NRW entwickelte Briefmarke, die anlässlich der Tagung herausgegeben wurde. Der Prototyp stellt ein Podsol-Bodenprofil aus dem Münsterland dar. Der Versuch eine Briefmarke mit geowissenschaftlichen Hintergrund zu veräußern, stieß auf ein breites Echo. Bereits am Abend waren die 100 Stück ausverkauft.

Am zweiten Tagungstag gingen vier Exkursionen in die geologisch interessanten Regionen: Niederrheinische Bucht, Ruhrgebiet, Münsterland und Bergisches Land – da störte das spätherbstlich anmutende Regenwetter nur wenig, auch wenn es im Bergischen Land sogar zu Schnee- und Graupelschauern kam.

Die Tagung hat gezeigt, dass die sich schnell entwickelnde Informationstechnik den Geowissenschaftlern neue Möglichkeiten eröffnet, die Daten über den Untergrund immer besser und verständlicher für die Anwender aufzubereiten. Die Diskussionen und intensiven Gespräche zwischen den Fachkollegen sind für alle Teilnehmer gewinnbringend. Neue Ideen und Anregungen werden über die Arbeitsstelle bis zu den Kunden weitergereicht, die von diesem Austausch profitieren. Viele Kollegen wollen sich in zwei Jahren zum Fachgespräch in gleicher guter Atmosphäre wiedertreffen. Die seit 1927 stattfindende Tagung der Arbeitsgemeinschaft Norddeutscher Geologen wird zur 79. Tagung 2015 in Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern stattfinden.

Klaus Steuerwald (Krefeld)