Internationale Tagung zur Bodendynamik und Paläoökologie an der Universität Vechta

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des „Symposium and Field Workshop on Soil Dynamics and Paleoecology in Middle to Late Quaternary Landscapes“ an einer spätglazialen Düne. Foto: S. Döhler
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des „Symposium and Field Workshop on Soil Dynamics and Paleoecology in Middle to Late Quaternary Landscapes“ an einer spätglazialen Düne. Foto: S. Döhler

Im Zeitraum vom 12. bis 15. Mai 2013 fand an der Universität Vechta das „Symposium and Field Workshop on Soil Dynamics and Paleoecology in Middle to Late Quaternary Landscapes“ statt. Auf Einladung von Prof. Dr. Bodo Damm (Universität Vechta) nahmen neben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Russischen Föderation Kolleginnen und Kollegen der Universitäten Dresden, Flensburg, Oldenburg und Würzburg sowie des Leibnitz-Instituts für Angewandte Geowissenschaften in Hannover teil. Die Veranstaltung war inhaltlich der Bodendynamik und Paläoökologie in den mittel- bis spätquartären Landschaften im Nordwesten Niedersachsens gewidmet und in einen Exkursions- sowie einen Vortragsteil gegliedert.

Im Fokus der von Bodo Damm und Susanne Döhler (Vechta) sowie Birgit Terhorst (Würzburg) geleiteten Exkursionen stand die natürliche und die durch den Menschen gesteuerte Boden- und Landschaftsdynamik innerhalb der saalezeitlichen Glaziallandschaft zwischen Dammer Bergen, Dümmer-Niederung und der südlich anschließenden Mittelgebirgsschwelle. Inhaltliche Schwerpunkte waren der Vergesellschaftung von periglazialen Lagen und Lössvorkommen sowie der Entwicklung von Paläoböden in weichselzeitlichen und spätglazialen Dünen und Flugsandfeldern gewidmet. Fossile Böden innerhalb der Abfolgen der äolischen Sedimente belegen im Exkursionsgebiet einen Wechsel von Aktivitäts- und Stabilitätsphasen seit der letzten Kaltzeit. Auch führte die intensivierte Landnutzung seit dem Mittelalter zu Bodenabtrag, der noch bis vor 100 Jahren die Reaktivierung von Dünen sowie massive Sandverwehungen zur Folge hatte. Die im Zusammenhang mit flächenhaftem Bodenabtrag in Nordwestdeutschland weit verbreitete Plaggenwirtschaft und die hieraus entstandenen mächtigen Eschböden stellten ein weiteres Thema der Exkursion dar. Die dreitägige Exkursion führte abschließend in das niedersächsische Küstengebiet. Hier wurde unter anderem das Niedersächsische Institut für Historische Küstenforschung in Wilhelmshaven besucht, dessen Arbeitsschwerpunkte vom Leiter des Instituts, Dr. Felix Bittmann, vorgestellt wurden. Einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zur Besiedlungs- und Kulturgeschichte des Niedersächsischen Wattenmeerraumes vermittelte in einem eindrucksvollen Vortrag Prof. Dr. Karl-Ernst Behre.

Die Vortragssitzung umfasste sieben Präsentationen, die sich mit Fragestellungen zu periglazialen Deckschichten, Paläoböden und Paläolandschaften, Datierungsaspekten sowie der Wirkung des Menschen auf die Bodenentwicklung befassten. Der Erläuterung des in Mitteleuropa entwickelten Konzepts der periglazialen Deckschichten sowie der Entwicklung eines Ansatzes zum Transfer des Deckschichtenkonzepts auf Bodenregionen in Russland war die Präsentation von Prof. Dr. Arno Kleber (Dresden) gewidmet. Dessen Vortag war gestützt auf umfangreiche Geländebefunde sowie Laborergebnisse von Bodenprofilen aus Mitteleuropa und Westrussland. Ebenfalls der Deckschichtenforschung gewidmet waren die Ausführungen von PD Dr. Christian Stolz (Flensburg). Mit der Verbreitung regionaltypischer Böden vor dem Hintergrund der Landschaftsgenese in den westrussischen Glaziallandschaften der Moskau- und Valdai-Vereisungsphasen befasste sich Dr. Alexander Makeev (Moskau). Im Fokus des Vortrags von Dr. Svetlana Sycheva (Moskau) stand die Analyse von Boden-Sediment-Archiven in Paläodepressionen im zentralrussischen Hochland. Des Weiteren befassten sich Prof. Dr. Luise Giani und Dr. Olga Kalinina (Oldenburg) mit den Eigenschaften und Funktionen sowie der Entwicklung von Plaggeneschen. Die quartäre Bodenentwicklung in den nahe den Eisrändern gelegenen ehemaligen Periglazialgebieten Nordosteuropas seit dem Isotopenstadium MIS 3 war Inhalt der Präsentation von Dr. Alexey Rusakov (Sankt Petersburg), Dr. Sergey Sedov (Mexico City) und Dr. Svetlana Sycheva (Moskau). Im abschließenden Vortrag ging Prof. Dr. Manfred Frechen (Hannover) auf Genauigkeit und Schwankungsbreite von Lumineszenzdatierungen sowie auf die Möglichkeiten und Grenzen der Korrelation von Löss-Paläoboden-Sequenzen mit Paläoklimakurven aus Eisbohrkernen ein.

Bodo Damm & Susanne Döhler (Vechta)